ME/CFS: Neuer Streit um potenziell schädliche Aktivierungstherapie erschüttert Cochrane-Netzwerk
Cochrane steht für höchste wissenschaftliche Standards. Bei einem Review zu ME/CFS scheiterte die Organisation jedoch an den eigenen Ansprüchen. Wie kam es dazu?
Es brodelt in der Cochrane-Organisation. So bestätigen es mehrere Personen, die Einblick in die Vorgänge haben. Für Verwerfungen sorgt die überraschende Absage einer neuen, aktualisierten Übersichtsarbeit zur Bewegungstherapie bei
ME/CFS, die eigentlich seit langem geplant war. Die Multisystemerkrankung gilt als schwerste Form von
Long Covid, besteht jedoch schon lange vor Corona, häufig infolge viraler Infekte.
ME/CFS war unter Ärztinnen und Ärzten schon immer ein Reizthema und ist es bis heute. Die Absage des Reviews ist daher bei weitem nicht einfach ein technischer Vorgang in einer wissenschaftlichen Organisation. Es kursieren Vorwürfe der Intrige, der Irreführung – und einer Schädigung von Patient:innen.
Cochrane gilt als Gold-Standard
Für Gesundheitsfachleute ist Cochrane ist eine Institution. Ein internationales Netzwerk aus Forschenden und praktizierenden Medizin-Expert:innen, das mit seinen Publikationen zahlreiche Entscheidungen im Gesundheitswesen vorbereitet, unabhängig und nach dem weltweit höchstem Evidenzstandard. Aufwändig erarbeitete Reviews beantworten beispielsweise die Frage, welche Nutzen und Risiken eine bestimmte Therapie bei einer Erkrankung hat und wofür es noch an Belegen fehlt. Dazu suchen die Forschungsteams
systematisch nach Studien, die zu der jeweiligen Frage durchgeführt wurden, bewerten diese und fassen sie zusammen. Was auch immer Cochrane publiziert: Es findet Eingang in medizinische Leitlinien, Beachtung bei Gesundheitsbehörden und Politik – und wirkt sich für die Patient:innen aus.